Francesco Fournier Facio im Oktober 2016:
"In meinen Werken, besonders in den Instrumentalstücken, möchte ich immer eine Geschichte erzählen. Das ist so, als würde man den Hörer bei der Hand nehmen und ihn zu dem Stück hinführen. Besonders bei zeitgenössischer Musik ist das sehr wichtig, denke ich, denn heutzutage ist die Gefahr sehr groß, in einem hermetischen Raum mit nur wenig Publikum zu bleiben.
Daher ist mein erstes Ziel, etwas zu schreiben, das jeden erreichen kann, egal ob gebildet oder nicht, erfahren mit dieser Art von Musik oder nicht.
Eine Geschichte zu erzählen, hilft in dieser Hinsicht sehr, denn wenn der Hörer sich erstmal orientieren kann, spielt der Stil, indem das Stück komponiert wurde, keine Rolle mehr, und so verliert zeitgenössische Musik die Anmutung von Kälte und Strenge, die leider viele Menschen mit ihr verbinden."
Der Komponist und Musiker Francesco Fournier Facio wurde 1996 in Rom geboren. Er studierte Komposition bei Fabio Vacchi, Riccardo Panfili, Jean-Jacquez Nattiez (Université de Montréal), Giorgio Battistelli (Accademia Chigiana di Siena) und Luca Lombardi. 2013 und 2014 studierte er Filmmusik bei Luis Bacalov an der Accademia Chigiana di Siena.
Francesco Fournier Facio ist Preisträger des Bialas-Förderpreises.
Di. 15.11.2016, 19.00 Bayerische Akademie der Schönen Künste München
Uraufführung des Auftragswerkes
"Um café com os poetas" für Streichquartett und Oboe
Mit: Heike Steinbrecher, Oboe / Rodin-Quartett
Peter Michael Hamel und Luca Lombardi
im Gespräch mit Francesco Fournier Facio
Alexander Muno wurde am 21. November 1979 in Saarburg, Rheinland-Pfalz geboren.
Nach dem Abitur leistete er 1999/2000 Zivildienst an einer Schule für verhaltensauffällige Kinder, und studierte daneben bei Prof. Theo Brandmüller an der Hochschule für Musik Saar.
2000-2005 studierte er Komposition bei Prof. Heinz Winbeck an der Hochschule für Musik in Würzburg, wo er sein Diplom mit Auszeichnung ablegte und nach einem Meisterklassenstudium 2008 sein Meisterklassendiplom. Von 2003-2006 studierte er Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie an der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
Alexander Muno unterrichtet seit 2008 Komposition an der Internationalen Musikschule Berlin. Seine Werke erscheinen seit 2007 bei Verlag C. F. Peters, Frankfurt am Main.
Stefan Johannes Hanke wurde 1984 in Regensburg geboren. Er studierte Komposition bei Manfred Trojahn und Heinz Winbeck. Er war Stipendiat der Cité Internationale des Arts, Paris und der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf dem Musiktheater. Nach zwei Kammeropern und zwei Kinderopern, die regelmäßig von verschiedenen Theatern gespielt werden, arbeitet er derzeit an seiner ersten abendfüllenden Oper im Auftrag der Staatsoper Hannover. Weitere Auftraggeber und Interpreten waren u.a. der Deutsche Musikrat, das Haydn Orchester Bozen, die European Concert Hall Organisation (ECHO), die Münchner Symphoniker, das Asasello Quartett und das Ensemble Modern.
Im Konzert "Zeitgenössische Kammermusik im Dialog" werden zwei Werke Hankes aufgeführt.
Der 1985 in Taiwan geborene Hsiu-Wei Hu begann mit 17 Jahren Kompositionsunterricht bei Prof. Yu-Chung Tseng. 2004 studierte er an der National Taiwan University of Art im Hauptfach Komposition bei Jin-Feng Yang und Dan-Hsiang Tang und im Nebenfach Klavier bei Ren-Jen Wang. Seit 2010 studiert er am Dr. Hoch's Konservatorium Komposition bei Claus Kühnl.
Werke (Auswahl): Ein Sommernachmittagstraum - für Klavier (2012) / Naraka - für Akkordeon, Altsaxofon (UA 2012/2013) / Sammeln - für Bariton, Klavier (UA 2013) / Trio für Klarinette in B, Bratsche, Klavier, nach dem Bild "Die Sünde" von Franz von Stuck (UA 2014) / Im Wald - für Cello (UA 2014) / Schwerttanz - für Flöten, Live-Elektronik (UA 2015)
Für sein Streichquartett "Gestalten" aus dem Jahr 2014 wurde Hsiu-Wei Hu mit dem zweiten Preis beim Günter Bialas-Kompositionswettbewerb für Kammermusik 2015 ausgezeichnet. (Ein erster Preis wurde nicht vergeben).
Zu seinem Stück sagt Hsiu-Wei Hu:
"Der Titel Gestalten bezeichnet hauptsächlich den Prozess der Schöpfung. Jedoch spielt auch der Gedanke der Figuren eine wichtige Rolle. Die im Stück zunächst punktuelle Komposition, wird dann in eine größere Klangfläche verwandelt, welche sich zum Ende jedoch wieder auflöst.
Das Stück beginnt in einem 5-taktigen Muster, dessen Densität und Intensität stetig bis kurz vor Hälfte des Stückes ansteigt. Mit einer geheimnisvollen Einstimmigkeit beginnt der Mittelteil. Der anschließende choralartige 4-stimmige Satz bietet einen stimmungsvollen Wandel. Am Ende des Mittelteils erklingt der letzte Atemzug der Einstimmigkeit, deren mystische Stimmung nun vom variierten 5-taktigen Muster aufgegriffen wird. Zum Schluss zerstreuen sich die Klänge des Stückes."
Hankyeol Yoon wurde 1994 in Südkorea geboren. Mit 17 Jahren begann er an der Hochschule für Musik und Theather München ein Kompositionsstudium bei Prof. Isabel Mundry. Seit 2013 studiert er zusätzlich Klavier bei Prof. Yuka Imamine und seit 2014 Orchesterdirigieren bei Prof. Bruno Weil.
Hankyeol Yoon nahm erfolgreich an zahlreichen Kompositionswettbewerben teil. So war er 2014 Finalist beim Internationalen Kammermusikwettbewerb “Franz Schubert und die Musik der Moderne” in Graz und 2015 mit seinem Streichquartett "Klangfoto" im Finale des internationalen Kompositionswettbewerbs "Concours de Geneve 2015".
Mit seinem ersten Streichquartett "String Quartet (2011)" gewann Hankyeol Yoon den dritten Preis beim Günter Bialas-Kompositionswettbewerb für Kammermusik 2015. (Ein erster Preis wurde nicht vergeben.)
Hankyeol Yoon über sein "String Quartet (2011)":
"Das ist das allererste Stück, das ich in München, gleich nach Anfang meines Studiums, komponiert habe. Das ist jetzt fast fünf Jahre her, ich war damals 17
und jetzt bin ich 21. Meine Musik hat sich seitdem weiter entwickelt und geändert, aber auch in meiner jetzigen Musik bleibt immer noch das fundamentale Gefühl wie in dem ersten
Streichquartett.
Das Stück ist mir besonders wichtig, nicht nur, weil es die erste Komposition in München war, sondern auch, weil ich hier zum allerersten Mal konkretere Ideen und mein eigenes musikalisches Material, meine Kriterien usw. bereits vor dem Schreiben systematisiert habe.
Davor, als ich noch jünger war und noch nicht mit dem Studium angefangen hatte, habe ich beim Komponieren immer vor dem Klavier improvisiert und das, was ich bei diesem Improvisieren schön fand, einfach aufs Notenpapier geschrieben, die schönen Sachen entstanden quasi aus solchen Zufällen.
Meine Professorin legte mir dann eine neue Arbeitsweise ans Herz und schlug vor, dass ich ein Stück zunächst im Wesentlichen plane.
Mir waren seit langem, eigentlich schon immer, Harmonien und Akkorde wichtig, da ich finde, das sind die Elemente, die die Luft und Atmosphäre der Musik zu allererst bestimmen. Deshalb habe ich eine Reihe von 6 vierstimmigen Akkorden für dieses Quartett festgelegt, die erstens sehr linear gebunden sein und, nach meiner Meinung, ambivalent klingen sollen. Ambivalent in dem Sinn, dass sie weder als tonal/konsonant noch als atonal/dissonant betrachtet werden sollten. Das Quartett besteht ja durchaus aus dieser Harmonie. Das Tonmaterial steht, liegt und mischt sich so im Zickzack Sinne.
In meiner jetzigen Musik, fünf Jahre später, liegen ja noch mehrere Systeme und Gedanken neben- oder übereinander, aber harmonisch fühle ich mich immer noch in diesem Reiz der Ambivalenz sehr wohl. Deshalb ist mir dieses Quartett immer noch sehr wichtig."
(© Hankyeol Yoon/MAS)
NEWS: Die Uraufführung findet am Sonntag, 28. Oktober 2018, 11:00 Uhr im Großen Konzertsaal der Hochschule für Musik und Theater München, Arcisstraße 12 statt. Es spielt das Quatuor Yako.