Arnold Schönberg am 9. Juni 1904 an Arnold Rosé:
"Hochverehrter Herr Concertmeister. Ich möchte Ihnen heute noch auf das Allerwärmste einen jungen, hochbegabten Componisten anempfehlen: Herr Dr. Carl Weigl, der sich erlauben wird, sich Ihnen vorzustellen. Derselbe hat ein Streichquartett von ganz außerordentlichen Qualitäten componiert, das er Ihnen gerne zur Aufführung überreichen möchte. Ich halte dasselbe sowohl der Erfindung nach, als auch der unglaublich ernsten und gediegenen Arbeit nach für eine entschieden starke Talentprobe und bin überzeugt, dass es auch Ihnen gefallen wird. Eine Aufführung würde sich sicher rechtfertigen und sehr lohnen. Dr. Weigl ist übrigens derzeit auch Correpetitor in der Hof-Oper, also Ihnen vielleicht von daher bekannt. Ich empfehle mich Ihnen auf das Beste mit vorzüglicher Hochachtung Arnold Schönberg." [Used by permission of Belmont Music Publishers, Los Angeles]
Der Komponistenkollege, den Schönberg so lobte, war der am 6. Februar 1881 in Wien geborene Karl Ignaz Weigl. Bereits mit 15 Jahren, noch als Schüler, erhielt der musikalisch begabte Weigl Kompositionsunterricht bei Alexander Zemlinsky.
Vokalkompositionen waren eine große Leidenschaft von Karl Weigl. In seinen ersten Jahren komponierte er hauptsächlich für Singstimmen und erreichte bereits 1904 mit "Ein Stelldichein" für hohe Stimme und Streichsextett einen stilistischen Höhepunkt. Die Textgrundlage ist das gleichnamige Gedicht von Richard Dehmel (1863-1920) aus seiner Sammlung "Weib und Welt".
Seine besondere Affinität zu Vokalkompositionen zeigt sich in Weigls ausführlichem Werkverzeichnis. Es finden sich dort Lieder für Solostimme und Klavier, A-cappella-Kompositionen, Lieder für Stimme und Streichinstrumente, Chorwerke und Orchesterstücke mit Gesang.
Eine der bekanntesten und neben "Ein Stelldichein" am häufigsten aufgeführten Kompositionen sind die "Fünf Lieder für Sopran und Streichquartett op. 40". Komponiert 1934, wurde das Werk zum ersten Mal bei einem Privatkonzert im März 1937 aufgeführt. Die erste öffentliche Aufführung fand am 5. November 1937 im Brahms-Saal in Wien statt.
Es sang die international berühmte Sopranistin Elisabeth Schumann, der noch 1937 die Flucht erst nach England, dann in die USA gelang. (Elisabeth Schumann starb 1952 in New York.)
Das Interesse an der Musik Karl Weigls ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Es gibt inzwischen Aufnahmen vieler Lieder, Streichquartette, Symphonien, des Violin- und des Klavierkonzertes.
Zu verdanken ist das auch den Bemühungen der Karl Weigl Foundation, die ihren Sitz in San Rafael in Kalifornien hat.
Zwei Jahre nach Karl Weigls Tod schrieben Freunde und Unterstützer im März 1951 einen offenen Brief, um an den 70. Geburtstag des Komponisten zu erinnern. Zu den Unterstützern gehörten der Klavierpädagoge Bruno Eisner, der Dirigent Kurt Adler, der Pianist Mieczyslav Horszowski, der österreichische Komponist und Musikpädagoge Eric Zeisl und viele andere.
1967 wurde der Karl Weigl Memorial Fund am Mannes College of Music gegründet. Zu den künstlerischen Beratern gehörten neben vielen anderen bedeutenden Musikern der Dirigent Kurt Adler, der Violinist Raphael Bronstein, Cellist Pablo Casals, Benar Heifetz (der langjährige Cellist des Kollisch-Quartetts), der Pianist Mieczyslow Horszowski, die Pianistin Lili Kraus, der Violinist Yehudi Menuhin, Maria Weigl Piers, Alfred Rosé (der Sohn von Arnold Rosé), der Pianist und Musiktheoretiker Charles Rosen, Frederica Schmitz-Svevo (die Schwägerin des Dichters Italo Svevo), der Violinist Zvi Zeitlin.
Später kamen die Dirigenten Leopold Stokowski und Ainslee Cox hinzu.
Die Liste der beratenden Mitglieder liest sich wie ein Who’s who der musikalischen Welt.
1999 wurde die Karl Weigl Foundation gegründet. Präsident ist der Enkel von Karl Weigl, Karl C. Weigl. Direktorin die Musikwissenschaftlerin Julie Brand.
Ziel der Foundation ist es, das Erbe der exilierten Komponisten Karl Weigl und Vally Weigl zu erhalten und Aufführungen ihrer Werke zu unterstützen. Darüber hinaus liegt die Aufmerksamkeit der Foundation auch auf den Werken und Lebensläufen anderer Komponisten, die während der Nazizeit verfolgt, unterdrückt und vertrieben wurden.
Im Bestand des Archivs sind:
Partituren, Entwürfe, Aufführungsmaterial, Aufnahmen. Eine große Auswahl an biographischem Originalmaterial, Dokumente, Briefe, Photographien. Veröffentlichungen, Bücher, Broschüren, Zeitungsartikel, Konzertprogramme, Kritiken.
Eine außerordentlich umfangreich gestaltete Website bietet jedem die Möglichkeit, detaillierte Informationen zu Karl Weigl und seinen Werken zu erhalten.
Website: http://www.karlweigl.org