Der Komponist und Musiker Francesco Fournier Facio wurde 1996 in Rom geboren. Er studierte Komposition bei Fabio Vacchi, Riccardo Panfili, Jean-Jacquez Nattiez (Université de Montréal), Giorgio Battistelli (Accademia Chigiana di Siena) und Luca Lombardi. 2013 und 2014 studierte er Filmmusik bei Luis Bacalov an der Accademia Chigiana di Siena.
Francesco Fournier Facio ist Preisträger des Bialas-Förderpreises.
Di. 15.11.2016, 19.00 Bayerische Akademie der Schönen Künste München
Uraufführung des Auftragswerkes
"Um café com os poetas" für Streichquartett und Oboe
Mit: Heike Steinbrecher, Oboe / Rodin-Quartett
Peter Michael Hamel und Luca Lombardi
im Gespräch mit Francesco Fournier Facio
"Ein Café mit Dichtern"
"Um café com os poetas" ist ein viersätziges Werk für Oboe und Streichquartet aus dem Jahr 2016.
Francesco Fournier Facio im Vorwort zu seiner Partitur:
"In diesem Februar besuchte ich zum ersten Mal Lissabon. Während eines Spaziergangs durch die Oberstadt, kam ich zu einem wunderschönen Café, "A Brasileira", das angeblich der portugiesische Dichter Fernando Pessoa zu besuchen pflegte. Heute steht dort zum Gedenken daran eine Statue von ihm, sie zeigt ihn sitzend an einem der Tische.
Als ich dort war, saß eine alte Dame an eben diesem Tisch, sie trank einen Kaffee und schien ein sehr leidenschaftliches Gespräch mit der Statue zu führen."
"Diese Szene berührte mich wegen ihrer Zartheit und Melancholie, und ich begann, mich für den Dichter zu interessieren, von dem ich noch nichts gelesen hatte.
Dann fand ich heraus, wie viele Personen hinter dem Namen Pessoa stecken: der Futurist Álvaro de Campos, der Bukoliker Alberto Caeiro, der Heide Ricardo Reis, und viele andere, alle ausgesprochen dichterische Persönlichkeiten mit detailreichen Biographien.
Ich erinnert mich an die alte Dame und sah sie Kaffee trinken, nicht mit einem, sondern mit vielen verschiedenen Dichtern, alle mit ähnlichen Stimmen, doch jeder ein ganz einzigartiger Charakter; jeder war als Einzelner sehr stark, doch noch stärker waren alle zusammen. Wie bei einem Streichquartett. Und schließlich dachte ich, dass Pessoa ein Echo seiner anderen Persönlichkeiten sei."
Die Sätze: I – Álvaro / II – Alberto / III – Ricardo / IV – Fernando
"Könnte das Herz denken, stünde es still" (f. Pessoa)
Fernando Pessoa (1888 bis 1935) gilt als der wichtigste Dichter Portugals im 20. Jahrhundert, ja sogar als der bedeutendste portugiesische Lyriker nach dem Nationaldichter Luís de Camões (1524/1525-1579/1580).
Pessoa wurde am 13. Juni 1888 in Lissabon geboren. Er wuchs in Durban/Südafrika auf und kehrte mit 17 Jahren in seine Geburtstadt Lissabon zurück. Er arbeitete dort als Angestellter und führte ein unauffälliges Leben. Pessoa starb am 30. November 1935 in Lissabon im Alter von 47 Jahren.
Pessoa erschuf mehrere Dichterpersönlichkeiten, unter deren Namen er schrieb. Das waren nicht einfach nur Pseudonyme eines Dichters, es waren Heteronyme von ganz eigenständigen, unterschiedlichen Dichtern mit eigenen Lebensläufen.
Werke von Francesco Fournier Facio
2012 wurde das Stück "El Grito del Ángel" für Streichorchester und Percussion vom argentinischen Orquesta Juvenil del Bicentenario unter Eduardo Hubert aufgeführt.
2013 spielte das Imago Sonora Ensemble sein Stück "…and be lost like me" für Ensemble und Sopran, ein Auftragswerk der Accademia Filarmonica Romana. Im selben Jahr erschien sein erstes Album (Klavier solo) mit dem Titel: "Sound of Light and Shadow".
2014 wurde seine Kammeroper "Parola di Giobbe" uraufgeführt. Das Libretto stammt von Giobbe Covatta. Die Oper war ein Auftragswerk des Festivals "Nuovi Spazi Musicali" in Ascoli.
2015 führte das Montfort Quartett Fournier Facios zweites Streichquartett "Thauma" beim Cantiere Internazionale d’Arte in Montepulciano auf.
2016 wurde seine Kammeroper "L’assassino", nach einem Libretto von Michele Serra aufgeführt. Es spielte das Ensemble Sentieri Selvaggi unter Leitung von Carlo Boccadoro, in der Regie von Daniele Abbado.
Francesco Fournier Facio komponiert auch Musik für Filme, und studiert Mathematik an der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL).
An encouter with Fernando Pessoa
Um café com os poetas
For oboe and string quartet (2016)
Francesco Fournier Facio
"I visited Lisbon for the first time this February. During a stroll in the upper side of the city, I went to a wonderful café, called “A Brasileira”, where it is said that the Portuguese poet Fernando Pessoa used to go. In memory of this fact, today there is a statue of him sitting at one of the tables outside. While I was there, an old lady was sitting at that same table, drinking coffee, and appeared to be engaged in a very passionate conversation with the statue. This scene struck me for its tenderness and melancholy, and it made me interested in the poet, whom I had never read before. It is then that I found out about the many people that are Pessoa: the futurist Álvaro de Campos, the bucolic Alberto Caeiro, the pagan Ricardo Reis, and many others, all with a distinct poetic personality, and even a detailed biography. So I thought back at that old lady, and saw her having coffee with not one, but many different poets, all with similar voices, yet each one with its uniqueness; strong individually, but stronger together. Like a string quartet. And finally finding out that maybe Pessoa is just an echo of his other selves."
Biography
Francesco Fourier Facio was born in Rome in 1996. He studies composition with Fabio Vacchi, has studied with Riccardo Panfili, and took classes with Fabio Vacchi and Jean-Jacquez Nattiez (Université de Montréal), Giorgio Battistelli (Accademia Chigiana di Siena) and Luca Lombardi.
In 2012 the Argentinian Orquesta Juvenil del Bicentenario, conducted by Eduardo Hubert, played his piece "El Grito del Ángel" for string orchestra and percussion.
In 2013 the Imago Sonora Ensemble played his piece "…and be lost like me" for ensemble and soprano, commissioned by the Accademia Filarmonica Romana. In the same year, Fonè released his first piano-solo album: "Sound of Light and Shadow."
In 2014 his chamber opera "Parola di Giobbe", with a libretto by Giobbe Covatta, commissioned by the 35’ festival Nuovi Spazi Musicali, was premiered in the opening night of said festival.
In 2015 the Montfort Quartett played his second string quartet, "Thauma", at the 40’ Cantiere Internazionale d’Arte of Montepulciano.
In 2016 he was chosen by Fabio Vacchi for the annual grant and prize for composers given by the Fondazione Spinola Banna per l’Arte, for which he wrote the opera "L’assassino", with a libretto by Michele Serra, played by Sentieri Selvaggi, conducted by Carlo Boccadoro and directed by Daniele Abbado.
He occasionally writes soundtracks to short films. He studies mathematics at the Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL).